Ein Neuanfang für das Nordseemuseum

Das Nordseemuseum – ja das gibt es das denn noch? Viele Bremerhavener erinnern sich gerne an das beliebte Ausflugsziel neben der Fischereihafenschleuse. Die umfangreiche Ausstellung präparierter Lebewesen aus der Nordsee und dem Nordatlantik war einzigartig. Man sah Algen, Korallen, Würmer, Weichtiere, Krebse, Stachelhäuter, Fische, Vögel, Meeressäuger. Von millimeterkleinen Schnecken bis zu Großobjekten wie Walross, Eisbär oder Wal, vom Watt- bis zum Tiefseebewohner. In der Blütezeit des Museums kamen jährlich über 30.000 Besucher, um die Meereswelt zu bestaunen und etwas über das Leben im Meer zu lernen.

Begonnen hat alles im Fischereihafen am damaligen Institut für Seefischerei, das 1921 ein Fischereimuseum eröffnete. 1928 erfolgte der Umzug an die Fischereihafenschleuse. Ein Großteil der Exponate fiel den Bomben des 2. Weltkrieges zum Opfer. Mit der Errichtung des landbremischen Instituts für Meeresforschung 1948 begann am gleichen Ort der Wiederaufbau einer wissenschaftlichen biologischen Sammlung. Sie erhielt 1971 den Namen Nordseemuseum und stellte eine eigene Abteilung des Instituts dar. Unter dem langjährigen Leiter Günther Behrmann wurden auch Lehrlinge zu Tierpräparatoren ausgebildet, Museumspädagogen beschäftigt und zahlreiche Unterrichtsmaterialien für Schulen herausgegeben.

1986 erfolgte die Eingliederung des Instituts für Meeresforschung in das neu geschaffene Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI). Diesem war als bundeseigene Einrichtung auf Grund seiner Satzung kein Museumsbetrieb gestattet. Das Nordseemuseum wurde geschlossen.

Aus Protest gegen die Schließung gründeten engagierte Bremerhavener Bürger und Bürgerinnen 1987 den Förderverein Nordsee-Museum e.V. unter Vorsitz des Rechtsanwaltes Dr. Walter Schmel. Ziel war und ist, die kostbare Sammlung als Ganzes zu erhalten und in Bremerhaven eine neue Heimat für sie zu finden.

Zunächst verblieben die landeseigenen Exponate noch in den angestammten Räumen. Sie durften weiterhin - nach vorheriger Anmeldung - von Schulklassen besichtigt werden. An einem Sonntag im Monat war ein Besuch für die Öffentlichkeit dadurch möglich, dass Mitglieder des Fördervereins ehrenamtlich die Aufsicht führten. 1999 schlossen sich jedoch endgültig die Pforten. Die Ausstellungsstücke wurden unter der Leitung des Bremer Überseemuseums fachgerecht verpackt und in einer Halle eingelagert. Leider waren die zerbrechlichen Dioramen, die typische Lebensräume mit ihrer Fauna und Flora zeigten, nicht zu retten.

Es begann eine langjährigen Suche nach einem neuen Domizil. Nacheinander standen etliche mögliche Standorte zur Diskussion: die Einbindung in den Zoo am Meer, ein neues „Fischkompetenzzentrum“ im Fischereihafen, das Weserforum im Columbus-Center, die alte Hydraulikhalle an der Kaiserschleuse, die Phänomenta im Fischereihafen, eine wiederaufgebaute Rogge-Halle am Neuen Hafen oder das ehemalige Kalksandsteinwerk der Firma Kistner an der Hafenstraße. Alle Bemühungen verliefen im Sande - zu teuer oder politisch nicht gewollt.

Auch aus Wilhelmshaven und Cuxhaven, ja selbst von einem isländischen Forschungsinstitut wurde Interesse an den Schauobjekten bekundet. Der Förderverein verwahrte sich dagegen. Das Nordseemuseum war Bremerhavener Kulturgut und sollte es auch bleiben. Allerdings wurden und sind auch zurzeit einzelne Exponate aus dem Sammlungsbestand an auswärtige Museen oder Ausstellungen ausgeliehen.

2010 keimte neue Hoffnung auf, einen Standort für das Nordseemuseum im Fischereihafen zu finden. Im Rahmen eines Konzeptes zur Umgestaltung des Forums Fischbahnhof plante das Gestalterbüro Andreas Heller Architects & Designers unter Federführung der Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG) die Präsentation der Exponate des Nordseemuseums in Kombination mit dem Atlanticum. Nach aktuellem Stand soll diese Einbindung im zweiten von drei Bauabschnitten ab 2013/14 erfolgen. Ein Ausstellungskonzept wird von Dr. Michael Stiller, seit kurzem Leiter der Naturkundeabteilung des Bremer Überseemuseums, erarbeitet. Schon seit 1999 vertritt er im Auftrage der Landeskulturbehörde die Belange der Sammlung. In Anlehnung an das übergeordnete Thema Fischwirtschaft bietet sich die Darstellung unterschiedlicher Lebensräume verschiedener Fischfangebiete mit ihren Bewohnern an. Da die vorgesehene Ausstellungsfläche nicht für den kompletten Sammlungsbestand ausreicht, ist die teilweise Unterbringung in einem geordneten Magazin zu berücksichtigen. Auf diese Weise sind Exponatewechsel möglich.

Die angestrebte Lösung wäre für alle Beteiligten ein großer Gewinn. Die Bemühungen des nunmehr 25 Jahre bestehenden Fördervereins würden endlich von Erfolg gekrönt und Bremerhaven bekäme eine fast vergessene naturkundliche Sammlung zurück.

Dr. Werner Beckmann

Dipl.-Biol. Wolfgang Timm

 

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  letzte Änderung: 15.01.2015